Mach dich rar, sei ein Star

Jeder Mensch, ob Mann oder Frau, jung oder alt, besitzt einen Beutel von klugen Sprüchen. Man nennt sie auch Lebensweisheiten. Sei es, dass sie von den Eltern und Großeltern stammen, oder man sie selbst über die Jahre hinweg gesammelt hat. Ich sortiere meine Texte und versuche dabei meinen Puls halbwegs im Limit zu halten. Denn gleich wird es klingeln und ein Fahrer samt Limousine holt mich ab zur NDR-Talkshow mit Bettina Tietjen als Moderatorin. Ist das aufregend, kann ich Euch sagen. So etwas passiert auch mir nicht alle Tage. Es geht um mein Buch, meine Agentur und damit auch um mich, denn mittlerweile kann ich es nicht mehr scharf voneinander trennen.

Wie bereitet man sich auf etwas solch einen Auftritt vor? In wenigen Stunden sehen mich über eine Million Zuschauerinnen und Zuschauer „live und in Farbe“, wie es früher hieß. Verständlich, dass ich nervös bin, wie in der Schule vor einer Prüfung oder als ich das erste Mal aus dem Flieger in Dubai stieg. Aber nicht ganz so flattrig wie bei der ersten Begegnung mit meinem damaligen Mann. Das beruhigt doch schon mal ungemein. „Max, Du da oben, wirst stolz auf mich sein.“

Mein Outfit habe ich sorgfältig gewählt, eine Mischung aus elegant, lässig und wohlfühlen. Im Wagen plaudere ich mit dem Chauffeur, dann geht’s ab in die Maske. Was sind die alle nett, auch nur Menschen, die ihren Job machen. Frau Tietjen schaut vorbei, ein kurzes Vorgespräch. Na, sind wir Frauen uns grün?! Ein wenig tasten wir unser Revier ab. Bei ihr ist es Routine, bei mir Neuland und ein einzigartiges Highlight. Da braucht es schon ein paar Minuten, bis man miteinander auf Linie ist. Bei Männern fällt mir das oft leichter. Ich scherze und „flirte“ mit Alexandro Ionel, dem Profitänzer aus „Let’s dance“. Seine Gattin daneben amüsiert sich. Langsam fühle ich mich lockerer.

Dann sind da noch Joja Wendt und Holger Hübner, ein witziger schräger Vogel, der Erfinder des Wacken Open Air Festivals. Schwupps, schon bin ich eingeladen und seh mich in Gummistiefeln im Matsch bei Heavy Metal Gedröne. Backstage läuft’s. Dann spür ich den Kloß im Hals, als die Uhr runtertickt. Countdown Showtime. Wir sitzen in der Runde. Jedem sind ungefähr 18 min. zugedacht.

Neben mir Verona Pooth, die ich sonst nur aus dem anderen Talkshows Fernsehen und dem Spinat-Blubb kenne. Wäre sie der Typ Frau für meine Herren? Schon bewundernswert, wie sie sich über all die Zeit hinweg attraktiv hält. Für mich gibt es nur ein wahres Rezept für schön, dass man sein Leben ehrlich und aus dem Vollen lebt.

Ich bin an der Reihe, erste Frage, zweite Frage. Mach ich das gut? Fühlt sich so an, ich erzähle, was ich sonst auch erzähle, es ist mein Leben, es sind meine Erfahrungen. Und dann krame ich zwischendurch aus meinem Beutel den einen oder anderen „Schnack“, wie man bei uns in Hamburg sagt.

Ob den Herren aufdringlich sind, wie Frau Pooth neben mir sagt? Das kann ich nicht bestätigen in meiner Altersgruppe Ü50. Wir Frauen haben ein Selbstbewusstsein entwickelt, und wenn, dann sage ich nur: „Mach Dich rar, sein ein Star.“

PS: Vielen Dank für die vielen Zuschriften, die freundliche Komplimente und Kommentare. Dazwischen waren auch ein paar trauriger Nachrichten, wie sich – vor allem die Frauen – allein fühlen. Ich nehmen das als Inspiration, nicht nur an die analoge Partnervermittlung zu denken, sondern auch, wie man grundsätzlich wieder mit Spaß am Leben teilnehmen kann.

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